Eine kleine Stadt für Kinder

Herzog & de Meuron bauen das
neue Universitäts-Kinderspital in Zürich.

Als kleine Stadt für Kinder konzipiert, steht sie ganz im Zeichen einer angenehmen räumlichen Umgebung für die kleinen Patienten mit einer durchdachten Materialisierung und Massstäblichkeit. Dabei fiel die Wahl auf individuell angefertigte Faserzementplatten der Swisspearl Schweiz AG.


Die Konzeption

Weg von der Krankenhausfabrik: Die Therapiezentrale des Kinderspitals Zürich mit Gartenbezug im Südwesten.
2012 wurde bekannt, dass Herzog & de Meuron das neue Kinderspital in Zürich bauen. Das erste Zürcher Gebäude der internationalen Stars aus Basel ist nicht nur mit 200 Betten das grösste Kinderspital der Schweiz; es zeigt auch beispielhaft, welche Bedeutung architektonischer Gestaltung im Gesundheitswesen zukommt: Das ganzheitliche Konzept einer kleinen Stadt für Kinder in einem Haus basiert auf der Idee, dass eine angenehme räumliche Umgebung mit einer durchdachten Materialisierung für den Heilungsprozess einen entscheidenden Faktor darstellt. Bei den kleinen Patientinnen und Patienten erst recht.


Standortwechsel

Traditionell ansässig ist das von der privaten und gemeinnützigen Eleonorenstiftung getragene Kinderspital in Zürich-Hottingen, wo es 1874 mit 30 Betten den Betrieb aufnahm. Bis heute wurde das Krankenhaus kontinuierlich umgebaut und erweitert, wobei architektonisch die Gebäude von Rudolf Otto Salvisberg aus den 1930er-Jahren sowie die zwischen 1953 und 1968 entstandenen Neubauten von Peter Steiger von besonderer Bedeutung sind. Weil Hottingen inzwischen dicht bebaut ist und die dringend nötige bauliche Erweiterung nicht mehr zulässt, entschied man sich für einen kompletten Neubau an einem anderen Standort, dem Klinikareal Lengg am südwestlichen Stadtrand, direkt gegenüber von der Psychiatrischen Klinik Burghölzli. Ein Landtausch mit dem Kanton war die Voraussetzung für diese «grosse Lösung»; die bisherigen Liegenschaften des Kinderspitals sollen zukünftig das Zentrum für Zahnmedizin beherbergen.


Ganzheitlich und kindgerecht

Der Eingangshof präsentiert sich als lichtdurchflutete Oase mit Grünfläche.

Das Bauprogramm des neuen Kinderspitals verteilt sich auf zwei Baufelder: Auf dem Areal Nord entsteht ein siebengeschossiger Rundbau für Labors, Lehre und Forschung, auf dem Areal Süd das eigentliche Akutspital. Dieses ist breitgelagert und besitzt lediglich drei Geschosse; die Längsfassaden sind einwärts gewunden. Über die Lenggstrasse hinweg ergibt sich so zum Burghölzli hin ein gemeinsamer esplanadenartiger Vorplatz, während sich das Gebäude Richtung Süden zum Spitalgarten öffnet.

Ganz bewusst haben die Architekten eine Alternative zu den «Krankenhausfabriken» der 1970er-Jahre mit ihrer rein funktionalen Logik gesucht und gefunden. Natürlich, Ökonomie und Funktionalität sind beim Neubau eines Krankenhauses entscheidende Kriterien, doch die Jury hob schon 2012 in ihrem Bericht explizit die ästhetischen Qualitäten und die Kindgerechtigkeit des Entwurfs von Herzog & de Meuron hervor. Anknüpfen konnten die renommierten Architekten an ihr zu Recht viel gelobtes Projekt der Klinik Rehab in Basel (1998-2002).
Eine Reihe von runden und rechteckigen Höfen gliedert das Volumen im Inneren. Verbunden werden diese durch eine Erschliessungsachse, welche das Gebäude in Längsrichtung durchzieht. Die Architekten vergleichen sie gerne mit der Niederdorfstrasse und ihrer Abfolge aus weiteren Plätzen und engeren Strassenräumen. Operationssäle, Intensivstationen und Behandlungszimmer, aber auch Rezeption und Restaurant befinden sich im Erdgeschoss, weitere Teile der Polyklinik, Labors und Büros im ersten Obergeschoss. Die Patientenzimmer mit einem oder zwei Betten sind alle im zweiten Obergeschoss angeordnet. Jeweils als kleines Haus mit eigenem Dach ausgebildet, orientieren sie sich nach aussen und umgeben ringförmig das Volumen.
Der Empfang des neuen Kinderspitals Zürich wird mit dem Bezug zum Aussenbereich zu einer freundlichen Zwischenzone.


Materialisierung und Massstäblichkeit

Die Verbindung der beiden natürlichen Materialien Holz und Swisspearl schafft reizvolle Kontraste und eine Massstäblichkeit, die dem Gebäude einen leichten und freundlichen Charakter verleiht.
Schon im ersten Entwurf hatten die Architekten auf Holz als wirkungsbestimmendes Element des Klinikgebäudes gesetzt. Im Rahmen der weiteren Planung kamen Faserzementplatten der Swisspearl Schweiz AG als Material hinzu – sowohl für die Fassaden der Patientenzimmer als auch für die Höfe und Teile des Innenausbaus. Die mineralische und natürliche Struktur von Faserzement, die gut mit Holz und Beton harmoniert, die Robustheit, aber auch die grosse Flexibilität hinsichtlich Oberflächenstruktur und Farbigkeit waren ausschlaggebende Faktoren für die Materialwahl. Im Frühjahr 2016, so erinnert sich Stephan Lüthi, Verkaufsleiter Mitte bei Swisspearl, habe ein erstes Treffen bei Herzog & de Meuron stattgefunden. Der Dialog entwickelte sich intensiv: In gut weiteren 30 Besprechungen wurde mit den Experten von Swisspearl Schritt für Schritt eine Sonderlösung speziell für das Kinderspital entwickelt.

Die Architekten wünschten sich eine möglichst helle Beschichtung der Platten, um eine maximale Reflektion des Lichts in den Lichthöfen zu erzielen. Eine besondere Herausforderung stellte auch die Oberflächenstruktur dar, für die sechs unterschiedliche Varianten erprobt wurden. Dafür mussten jeweils individuelle Polyethylen-Matrizen angefertigt werden, die vor dem Pressen auf die Rohlinge der Faserzementplatten aufgelegt wurden. Schliesslich fiel die Entscheidung auf ein geprägtes vertikales Wellenmuster mit einem Rapport von 5 und einer Tiefe von 1,5 Millimetern. Insgesamt werden 8000 Quadratmetern Faserzementplatten von Swisspearl beim Bau des neuen Kinderspitals verbaut.
Der Montagebeginn der Fassadenplatten ist für das vierte Quartal 2020 geplant.



  • Objekt
    Neubau Universitäts-Kinderspital Zürich
  • Bauzeit
    2018 -2022
  • Bauherr
    Eleonorenstiftung Zürich
  • Architekt
    Herzog & de Meuron, Basel
  • Material Swisspearl
    Largo Carat, Farbe Elfenbein, mit Spezialbeschichtung
  • Download PDF
     Baudokumentation (PDF)


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